Lange habe ich nicht mehr so wenig fotografiert wie seit Mitte Juni und eine solch große Pause zwischen zwei Blogserien eingelegt. Jedoch brauchte ich in fotografischer Hinsicht nach unserer Island-Reise einfach mal eine Erholungspause. Anschließend kam ich noch in den Genuss einer ausgiebigen mehrwöchigen Sommergrippe, die mich regelrecht aus den Schuhen gehauen hat.
Ich muss aber gestehen, der Hochsommer ist bei mir ohnehin nie die produktivste Zeit. Die Fotografiezeiten sind einfach nervig, das gute Licht hält nur ultrakurz, Mücken und Parasiten sind zahlreich und bei der Hitze gehe ich vor allem Abends ungern fotografieren. Eigentlich würde ich den Hochsommer gerne im Norden am Meer verbringen…🙄 Aber Schluss mit dem Gejammer: nun zu den schönen Dingen.
Heute darf ich euch eine Serie aus NRW zeigen, bei deren Umsetzung mein Herz regelmäßig höher schlug! Das Motiv ist ein absoluter Klassiker, der schon oft fotografiert wurde. Allerdings noch nicht von mir 😅 Es geht um den Eisvogel, Alcedo atthis.
Diese Serie ist für mich etwas ganz Besonderes, da das Thema Eisvogel bei mir eine lange Geschichte hat. Bei keiner anderen Tierart habe ich in den letzten 13 Jahren mehr Versuche unternommen, sie ordentlich abzulichten.
Schon 2009, mit meinem damaligen ersten (500er) Supertele von Canon, unternahm ich im Rhein-Erft-Kreis, damals noch in Köln wohnend, viele Versuche und konnte entlang der Erft auch viele Stunden Eisvögel beobachten, jedoch nie aus einer wirklich guten Entfernung von unter 25 Metern. Später gelang mir das aus geringeren Distanzen an diversen Orten, jedoch nie mit wirklich fotogener Umsetzung.
Wenn man den Ruf des Eisvogels einmal verinnerlicht hat, hört und sieht man ihn gerade in NRW und den Niederlanden immer wieder, was mir in den drauf folgenden Jahren gefühlte 1000x passiert ist. Ich bekam auch immer wieder mal einen „heißen Tip“, wo man ihn sehr nah beobachten könne, jedoch passten beim näheren Hinsehen die fotografischen Bedingungen vor Ort nie so ganz.
Am häufigsten waren es diese 4 Probleme: die Anflugfrequenz ist zu gering, die Ansitzäste sind klobig oder unfotogen, eine ordentliche Freistellung mit schönem Bokeh ist nicht möglich oder das Licht ist zu schlecht. Letzteres gibt es öfter an Eisvogelhabitaten: gleich neben dem Ansitz befindet sich dunkler/hoher Bewuchs – dann kommt das Licht im Sommer praktisch schräg von oben und die Helligkeitsverteilung auf dem Vogel sowie dem Ast sieht irgendwie unschön aus, mit dunklen Schatten. Man kann scheinbar gute Bedingungen zwar auch an Bezahl-Hides „einkaufen“, was für mich aber nicht in Frage kam, da die entspr. Bilder meist eine starke Ähnlichkeit aufweisen.
Etwas neidisch schaute ich über die Jahre regelmäßig in das Portfolio des Naturfotografen Thomas Hinsche, der sich in meinen Augen über viele Jahre das schönste mir bekannte Eisvogel-Portfolio aufgebaut hat.
Anfang Juli bekam ich also wiedermal einen „heißen Tip“, wo Eisvögel gesichtet wurden. Meine Erwartungshaltung war nach den Jahren ungefähr so hoch wie ein aufgestelltes 1-Cent-Stück, doch es kam anders. Bereits bei der ersten Session zeigte sich der Vogel in guter Entfernung, aber viel wichtiger: die Location, die Freistellung sowie das eingehende Licht sahen wirklich vielversprechend aus. Einen ganz herzlichen Dank an dieser Stelle für den Hinweis an Kevin 🖐
Aus den einleitend genannten Gründen konnte ich diese Gegend „nur“ 13 mal besuchen, da ich etwas länger „out of order“ war. Das war bei weitem nicht ausreichend für die viele Szenen und eher kreativen Perspektiven die ich hierzu im Kopf habe. Zumal die Anflugfrequenz leider konsequent nach unten ging (bis ganz auf Null am Ende) und die Interaktion gering war, da die Jungvögel ausflogen. Deshalb sehe ich diese Serie mal als Einstieg und hoffe, einige Bildideen spätestens im nächsten Jahr umsetzen zu können.
Nun aber noch zu den schönen Vögeln: wer schonmal aus wenigen Metern durch eine Tarnung blickend beobachten konnte, wie ein Eisvogel einen Fisch erbeutet, der kommt meines Erachtens nach an einer echten Faszination nicht vorbei.
Eisvogelhabitate sind häufiger verhältnismäßig naturbelassen. Das bedeutet, sie haben sehr viele natürliche Ansitzmöglichkeiten in ihrem Habitat. Die Anflugfrequenz war daher sehr unterschiedlich und total Zufalls-getrieben; an einem Tag alle 20 Minuten (nur zu Beginn als die Jungvögel noch da waren) und am anderen Tag kam nach 3 Stunden noch keiner.
Beeindruckt war ich von der Größe – selbst aus kurzer Entfernung waren 800mm Bennweite schnell „verbraucht“, so ein Eisvogel ist gerade mal 3cm größer als ein Spatz (Feldsperling) und wiegt nur 40 Gramm! Und er schafft es dennoch stetig Fische zu erbeuten.
Fotografisch gesehen finde ich vor allem das extreme Blau attraktiv, das kommt ja so intensiv kaum in der Natur vor (zumindest in Europa) und bildet immer schöne Farbkontraste zu den typischen grün/gelb/braunen Hintergrundfarben. Das I-Tüpfelchen sind dann die vielen azurblauen Punkte auf dem Gefieder sowie der lange helle Streifen auf dem Rücken – diese beiden leuchten selbst im Dunklen oder im Gegenlicht.
Zur Technik: hier kam, bis auf ein Bild, das Nikon Z 800 6.3 zum Einsatz, was mit dem modernen Bildstabi und der Leichtigkeit irre viel Spaß macht. Was die Sessions auch entspannt gestaltete, war der Autofokus der Z9 übers Klappdisplay. Denn für die schöneren Hintergründe musste ich häufig eine sehr niedrige Position einnehmen. Etwas zu hoch für liegend, zu tief für sitzend – hier fotografierte ich häufig „handhold“ über das Klappdisplay und musste mich nur noch um den Bildaufbau kümmern, denn beim Eisvogel gibt es gar keine Aussetzer hinsichtlich des Augen-Autofokus. Das ermöglichte auch, bewusst Farbübergänge im Hintergrund zu suchen – hier ist man aus der Hand einfach schneller.
Ich hoffe nun, euch gefällt die Serie und ich wünsche noch einen schönen Spätsommer, den ich nun fotografisch vorwiegend mit der Heideblüte verbringen werde, deren „Saison“ jetzt beginnt.
Mit besten Grüßen, Thomas
PS: habe gerade nach dem Hochladen gesehen, dass ich teilweise etwas überschärft habe – wer „Treppchen“ findet, darf sie gerne behalten 😅
Ich hoffe, die Serie der kleinen fliegenden Edelsteine hat euch gefallen!
Viele Grüße,
Thomas
(Übrigens: da ich bei solchen Veröffentlichungen i.d.R. einige Fragen nach der Location erhalte, möchte ich zum Schutz dieses schönen Stück Naturs gleich darauf hinweisen, dass ich dieses nicht weitergebe; zumal mir dies selbst mit der Bitte gezeigt wurde, das nicht weiter zu „tragen“. Ich bitte um Verständnis)