Kamera-Arten und Hersteller

Da mir die drei unten stehenden Fragen regelmäßig gestellt werden, scheint hier ein besonders großes Interesse zu bestehen. Daher möchte ich im Folgenden auf die Themen "geeignetes Fotosystem", "Nikon vs. Canon" und "Zubehör" näher eingehen.

1. Welches Fotosystem ist empfehlenswert: benötige ich eine professionelle Kamera, wenn ich bessere Bilder machen möchte?

Die Antwort lautet zunächst kurz und knapp: nein.

Das war doch leichter als gedacht ;-) Und jetzt noch etwas detaillierter: für die nähere Begründung werde ich es mal ein wenig übertreiben und fange bei den Alternativen ganz unten an, bei der einfachsten Variante: einer Smartphone-Kamera.

 

Die Kameras guter Smartphones der neuesten Generation bieten heute eine wirklich gute Bildqualität. In den meisten Alltags- und Urlaubssituationen beispielsweise benötigt man zum Knipsen weder Spiegelreflexkameras noch „Systemkameras“ oder andere teure Fotosysteme. Als Beispiel ein Bild aus meinem letzten Urlaub:

Wenn ich dieses Bild mit einem aktuellen iPhone gemacht und zwei Minuten in Bildbearbeitung investiert hätte, würde man so gut wie keinen Unterschied zur vorliegenden Version sehen, die mit einer Profi-Spiegelreflexkamera entstanden ist. Zumindest in dieser kleinen Größe, bei Betrachtung am Monitor.

 

Wo trennt sich nun die Spreu vom Weizen? Je nachdem, was ich fotografiere, und wie ich das ausführe, habe ich nur sehr wenig Licht zur Verfügung. Interessante Lichtbedingungen, egal ob bei der Fotografie von Natur, Menschen oder Architektur, bergen häufig dieses Problem. Nehmen wir z.B. diese Situation:

Es war ohnehin recht dunkel. Das bedeutet, dass man eine lange Belichtungszeit benötigt und ein Bild dadurch schnell verwackelt. Hier muss man schon mal mit einem Stativ arbeiten. Darüber hinaus wollte ich die Belichtungszeit noch zusätzlich verlängern, damit das die Eisbrocken umkreisende Wasser eine malerische Wirkung erhält. Ich habe also durch einen Filter vor meiner Kameralinse das Bild sogar noch zusätzlich verdunkelt.

 

Schon in dieser Situation kommt ein Smartphone allmählich an seine Grenzen. Ganz abgesehen von der schlechten Kompatibilität zu den benötigten Filtersystemen, einem geringen Dynamikumfang, höherem Bildrauschen etc. Dieses Bild wäre technisch mit einem Smartphone schwer umsetzbar. Beim nächsten Beispiel wird es noch schwieriger:

Für solche Bilder benötigt man sehr spezielle und lichtstarke Objektive und der Bildsensor musste in diesem Fall auch bei Iso 6400 noch eine ausreichende Bildqualität produzieren. Hier steigen Smartphone endgültig aus 😉

 

Nun gibt es natürlich zwischen den beiden Extremen, dem Smartphone auf der einen, einer Spiegelreflexkamera auf der anderen Seite, sehr viele gute Zwischenlösungen. Von Kompakt- und Bridgekameras bis hin zu „Systemkameras“. Mit all diesen Geräten kann ich die erforderlichen manuellen Einstellungen wesentlich besser bewältigen.

Doch unter diesen Alterantiven haben wiederum nur „Systemkameras“ den Vorteil, dass man sie wie eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven benutzen kann. Das bietet die Möglichkeit, das Objektiv und den Bildstil exakt auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wenn man im Urlaub z.B. in der einen Sekunde die weite Landschaft und wenige Minuten später ein kleines Tier fotografieren möchte, hat man einfach ohne spezialisierte Objektive nie die Möglichkeit das Optimum an Bildqualität heraus zu holen. In beiden Fällen eine kompromisslose Bildqualität für große Ausbelichtungen abzuliefern, das können auch teure Bridgekameras mit „Weltrekordzooms“ noch nicht bieten, auch wenn die Hersteller es noch so bewerben. (Ich gebe hierbei zu bedenken, dass man kleine Unschärfen und andere Qualitätsmängel in Fotos häufig in den kleinen Größen für die Darstellung im Internet nicht sieht, doch eine Ausbelichtung auf Postergröße ist da wenig fehler-verzeihend.)
Will man also spürbar die Bildqualität nach oben treiben, kann ich persönlich Systemkameras und Spiegelreflexkameras empfehlen. Mittlerweile (Update 2.2.2022) gibt es Systemkameras, die den Spigelreflexkameras in Nichts nachstehen - im Gegenteil, sie haben sogar seit Kurzem einige Vorteile, so dass sie allmählich die Spiegelreflexkameras verdrängen. Schon jetzt übersteigen die Verkaufszahlen der "DSLM" die der "DSLR" und somit findet gerade die Ablösung statt.  Ambitionierte Fotografen und Profis nutzen daher inzwischen beide Systeme nach persönlicher Präferenz.

Fazit: Wenn man nicht gerade den Drang hat, im Urlaub um 5 Uhr den Wecker zu stellen, um bereits zur "blauen Stunde" zu fotografieren oder nachts Vulkane zu besteigen, um die Milchstraße einzufangen etc., dann sind Kompakt- und Bridgekameras völlig ausreichend und bieten eine tolle Flexibilität wegen der großen Zoomfaktoren. Benötigt man jedoch extrem kurze, lange oder ganz spezielle Brennweiten, möchte stets bei sehr wenig Licht fotografieren und wünscht eine Bildqualität, bei der man selbst bei Ansicht auf einem ein Meter breiten Ausdruck noch mit der Zunge schnalzt, dann macht es Sinn, wie oben beschrieben upzugraden. Ich hoffe, dem ein oder anderen hilft diese Einschätzung zum Einstieg oder Aufstieg in Sachen Fotografie!

2. Ich schwanke zwischen Sony, Nikon und Canon - welche ist die Beste?

Keine. Jede dieser großen Marken hat ihre Stärken und Schwächen. Ich persönlich habe in den ersten vier Jahren (2008-2011) mit Canon und seit 2012 mit Nikon fotografiert und würde beide Marken jederzeit weiterempfehlen. Die letzten Jahre zum Beispiel wünschte ich mir das ein oder andere Objektiv der Canon-Serie, etwa ein MP-E65; hingegen war ich regelmäßig happy über den Dynamikumfang der Kamerasensoren bei Nikon und Sony und empfand dies als Vorteil. Solche Dinge ändern sich aber sehr schnell und mir persönlich ist noch kein Motiv über den Weg gelaufen, das an der Kameramarke gescheitert ist ;-)

 

Steht man wirklich vor der Entscheidung, würde ich die Wahl daher von der Haptik und dem Menü abhängig machen und mal eine Canon- sowie Nikonkamera in die Hand nehmen, ein paar Testaufnahmen machen und dann entscheiden.

3. Welches Zubehör ist empfehlenswert?

Ganz klar: ein gutes Stativ inklusive Stativkopf. Hier würde ich nicht am falschen Ende sparen. Den Fehler habe ich zunächst selbst begangen. Dabei gilt folgender Satz: das beste Stativ ist eines, das man auch dabei hat. Es nützt nichts, wenn ich mir ein Stativ kaufe, das zwar in irgendwelchen Tests gut abgeschnitten hat, jedoch auf die Dauer zu schwer und zu sperrig ist.

 

Für etwas mehr Geld gibt es auch sehr leichte und kompakte Stative, die man immer mitnehmen kann und die einen super Job machen. Außerdem machen Stative viele Aufnahmen überhaupt erst möglich. In der Tierfotografie beispielsweise kann ich große Teleobjektive ohne ein passendes Stativ gar nicht mehr adäquat ruhig halten. Aber auch bei der Landschaftsfotografie ermöglichen erst Stative die dauerhafte Nutzung der niedrigsten "Iso-Empfindlichkeit" und somit besten Bildqualität. Ebenso verwacklungsfreie Umsetzungen von "High-Iso-Langzeitbelichtungen" wären sonst nicht möglich. Siehe etwa dieses Sternenbild von der Insel La Palma aus: